Jetzt bin ich zum ersten Mal bei der 12 Colours of Handmade Fashion dabei und die Party startet gleich mit meiner Lieblingsfarbe; Grün. Im Zuge dieser Aktion habe ich mich mit dieser Farbe näher auseinander gesetzt. Warum gefällt sie dir so gut? Wieviel Grün findet sich in deinem Umfeld wieder? Deinen Kleidungstücken, deiner Einrichtung, deinem Schmuck, deiner Stadt?
Die Tatsache, dass meine zwei besten Freundinnen ebenfalls passionierte Grünliebhaberinnen sind, hat mich sehr amüsiert. Uns verbindet alle drei die Liebe zu Grün. In jungen Jahren nannten wir uns die Teatimefriends. Vielleicht wohl passender die Greenteatimefriends. Klar, dass es in dieser Zeit weniger ums Tee trinken ging. Es ist ein Synonym, dass für viele schöne Erinnerungen steht, ebenso für Freude und Verbundenheit, für Schmerz und Trost. Und die Farbe Grün gab uns stets gute Laune. Ich vergesse nie dieses tiefgrüne und super sexy aussehende Oberteil meiner Freundin, dass sie zur Hochzeit eines Teatimefriends trug. Ich sehe sie heute noch darin tanzen. Und da wir alle drei ganz unterschiedliche Hautypen sind, fahren wir auf die unterschiedlichsten Grüntöne ab. Zum Beispiel sehen an ihnen olive-oder khakifarbene Teile super gut aus, während zu mir ganz andere Grüntöne besser passen. Dabei habe ich auch festgestellt, dass grün unheimlich vielseitig ist. Es gibt praktisch für jeden Typ sein individuelles Grün.
Und ich glaube, warum wir alle Grün so gern um uns haben, wenn auch nicht immer an unserer Kleidung, ist die Erkenntnis, dass wir ohne Grün nicht leben können. Dass Grün Leben bedeutet, Wachstum, Erneuerung, Energie.
Was für eine Hommage an die Farbe Grün!
Weil ich es mir zum Vorsatz gemacht habe, meine bereits vorhandenen Stoffe möglichst zeitnah zu vernähen, habe ich im Stoffregal diesen grünen Pikee entdeckt. Vor einer gefühlten Ewigkeit bei Stoff und Stil in Köln gekauft und ursprünglich für das Nähen von Taschen gedacht. So richtig wusste ich es damals nicht genau. Das ist mir schon öfter passiert, dass ich an grünen Stoffen einfach nicht vorbeikomme und immer ein bißchen was mitnehme. Aber dass sich dieser Stoff mal in eine Jacke verwandeln könnte, hätte ich nicht gedacht.
Lange habe ich hin und her überlegt. Einen Rock könnte ich mir daraus gut vorstellen. Aber könnte das ein Rock werden, der wieder sein Dasein im Kleiderschrank fristet? Davon habe ich schon einen und der ist toll, aber eben nix für meinen Alltag. Also dachte ich an eine Jacke. Eine, die man im Frühling gut zu Shirt und Jeans kombinieren kann. Dann habe ich mir im groben eine Schnittvorstellung gemacht und bin meine Nähzeitschriften duchforstet. Gefunden und entschieden habe ich mich für einen Burdaschnitt, die Sergeant-Pepper-Jacke. Wieder so ein Schnitt, an denen meine Augen festklebten, als ich ihn erstmals sah. Allein der Name der Jacke war schon Grund genug sie zu nähen. Es gab noch einen ähnlichen Jackenschnitt (Burda variiert ja gerne die Schnitte untereinander), der länger und figurbetonter geschnitten war. Lange schwankte ich hin und her. Letztlich habe ich mich für den kurzen Bund entschieden, weil ich ihn einfach frecher finde und mir langgeschnittene Oberteile dazu sehr gut vorstellen kann.
Weil aber der Schnitt Kategorie „Masterpiece“ ist und ich nicht die Zeit und die Geduld habe, aufwendige Paspeltaschen zu nähen, habe ich mich einfach für eine weniger aufwendige Umsetzung entschieden. Ich weiß, hätte die Jacke einen Reißverschluss, sie wäre trotzdem nie zu. Also warum einen nähen? Auch gegen Häkchen habe ich mich entschieden. Einfach mal ganz ohne.
Und dann war da wieder dieser Moment, in dem du total erstaunt darüber bist, was du mit ein bißchen Stoff und Hingabe bewirken kannst. Der Schnitt an sich ist schnell genäht, nur das Einsetzten und Korrigieren der Ärmel, sowie die Handnähte nehmen bei mir sehr viel Zeit in Anspruch. Den Beleg habe ich mit Schrägband versehen und ihn mit einem Blindstich angenäht. Das macht echt was her…Und Highlight sind natürlich, klar die Knöpfe. Ein Wunder, dass ich mich entscheiden konnte. Hab sie in einem Lager gekauft, in dem es gefühlte Million Knöpfe gibt. Unfassbar, aber ich hatte auch Hilfe von meiner kleinen Tochter. Sie runden für mich den Stil der Jacke wunderbar ab. Auch den Pikee wusste ich nicht so einzuordnen, ob er sich als Stoff für solch einen Jackenschnitt eignen würde? Probieren geht ja bekanntlich über Studieren, also einfach losgenäht und sich letztlich selbst überrascht. Mir gefällt sie richtig gut und ich sehne mir schon den Frühling herbei…
Wie ihr bestimmt schon bemerkt habt, ist die Jacke nicht das einzige Teil, dass ich genäht habe. Da aktuell ja der Winter noch vor der Tür steht, habe ich mir ein wirklich kuscheliges Kleid aus Sweatshirtstoff genäht. Den Schnitt habe ich in der aktuellen Ausgabe der La Maison Victor entdeckt und gleich mit ihm geliebäugelt (da sind übrigens noch weitere tolle Schnitte drin, wie ich finde). Wieder Mal ein wunderbar einfacher und geradliniger Schnitt. Gefällt mir sehr. In der Zeitschrift übrigens mit super coolen Pins aufgepimt, die ich auch schon ausprobiert habe. Eine tolle Sache, vor allem mein Sohn ist davon total begeistert. Aber darüber zeige und erzähle ich euch ein anderes Mal mehr. Das Einzige, wo ich scheinbar echt einen Knoten im Kopf hatte, war der Rollkragen. Den wollte ich so wie auf der Abbildung einfach nicht hinbekommen. Egal, so mag ich ihn auch. Fazit: Daumen hoch!
Mein drittes und letztes Teil ist die selbst genähte Tasche. Diesen polsterartigen, wunderbar dunkelgrünen Stoff hatte ich letzten Sommer von Urlaubsreisen mitgebracht. Jetzt war eine super Gelegenheit, ihn in Szene zu setzen. Der Schnitt ist von elbmarie und war vor einigen Jahren der erste Taschenschnitt, den ich mir im Internet gekauft habe. Mit der Einkauftsliste auf den Stoffmarkt und alles schön aufeinander abstimmen. Ach, wie fein. Zurzeit mache ich das ganz und gar nicht so. Aber es hat mir richtig Spaß gemacht, den Schnitt wieder Mal zu nähen. Ich mag die Form, die Größe, die Möglichkeiten, die man mit ihr hat. In meinem Fall eine recht schlichte Variante, in der ich wieder meiner Paspellust fröhnen durfte. Und was recyceltes gibt es auch noch dazu. Ich habe die Tasche mit einer aussortierten und kaputten Jeans gefüttert. Das hat wunderbar funktioniert und trägt zu einem tollen Stand bei.
Ich glaube es nicht, meine Lieben, jetzt ist neben der Prämerie zur 12 Colours of Handmade Fashion dieser Beitrag auch noch für die bisher längste Version nominiert. Ein herzliches Dankeschön fürs Lesen.
Jetzt freue ich mich jetzt auf viele spannende Beiträge, auf einen richtig schönen grünen Farbrausch! Ich bin gespannt, wie es weiter geht und mit welcher Farbe, liebe Selmin von Tweed and Greet, du uns beim nächsten Mal überraschen wirst.
Jetzt aber Schicht im Schacht! Und Happy Sewing!
Bianca
Jackenschnitt.: Burdastyle 06/2016, Nr. 120 ; Stoff: grüner Pikee von Stoff und Stil
Kleiderschnitt: La maison Victor, Ausgabe 1, Jan-Feb 2017, Kleid Steph; Stoff Jersey Terry brushed von Kinderstoffe Farbenfroh
Taschenschnitt: Lale von elbmarie
Verlinkt mit 12 Colours of Handmade Fashion
Liebe Bianca, ein tolles grün hast du vernäht. Schöne Jacke und perfekt kombiniert mit dem schwarz! liebste Grüße, Selmin
Ein Traum von grün….. Dem Frühling ein Stückchen näher…Der Schnitt der Jacke wunderschön und spritzig. Eine wirklich schöne Kombination aus Schnitt und Farbe…. Als Grünliebhaberin bin ich besonders angetan. Und mit der Tasche kann einfach alles mit, was an einem schönen grünen Tag nicht fehlen darf…. Der Stoff gefällt mir besonders gut…Praktisch. ausgefallen und sehr hübsch. Ich bin begeistert… In dein kuscheliges, raviniertes Sweatshirtkleid könnte ich sofort schlüpfen. Sich wohlfühlen und dabei gut aussehen, was will man mehr?!
Yes! An dem Schnitt bleib ich auch jedes Mal hängen, wenn ich alte Burdas durchblätter. Und da ich ein leidenschaftlicher Grün-Fan bin, ist diese Jacke für mich also der absolute Volltreffer! Super genäht obendrein!
Lieben Dank Selmin!
Danke Anne für diesen netten Kommentar.
Danke Daniela, das hast du sehr schön geschrieben. Freut mich, dass dir die Sachen so gut gefallen…